Barreiro könnte Maßstäbe setzen
Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05
berichten Peter H. Eisenhuth und David Kulessa.
Schladming. Als der Himmel mal wieder seine Schleusen sperrangelweit geöffnet hatte und es außerdem derart stürmte, dass man fürchten musste, das in der Schladminger Arena aufgebaute, dem FSV Mainz 05 als Athletikraum dienende Großzelt werde jeden Moment abheben, hielt sich außer der Presserunde um Bo Svensson nur Leandro Barreiro darin auf. Ob er Sonderschichten schiebe oder nur bei diesem Wetter nicht zum Mannschaftsbus gehen wolle? „Nach dem Training ausrollen gehört immer dazu“, antwortete er und zeigte auf die orangefarbene Faszienrolle. Ein übliches Prozedere.
Wie lange der junge Luxemburger dies noch im 05-Trikot tun wird, wie lange er dem Bundesligisten noch erhalten bleibt, ist eine der spannendsten Fragen, wenn es um die Kaderzusammensetzung für die neue Saison geht. Denn Barreiro ist neben Anton Stach und Jonathan Burkardt einer von drei Mainzer Profis, deren Verträge im Sommer nächsten Jahres auslaufen. Sprich: Falls der Verein mit ihnen früher oder später Geld verdienen will, bedarf es entweder einer Verlängerung – oder eines Verkaufs noch in der laufenden Transferperiode.
„Er ist ein schlauer Junge“
Auch Christian Heidel sieht zu diesen beiden Optionen keine Alternative. „Wir wollen nicht mit einem auslaufenden Vertrag in die Saison gehen“, betont der Sportvorstand, beim dem anscheinend noch keine Anfragen für den 23-Jährigen eingegangen sind – was angesichts der bis Ende August währenden Transferperiode nichts heißen muss.
Eine Frage ist natürlich, wo der 110-malige Bundesligaspieler, der mit bereits 48 Einsätzen zu den Leistungsträgern der luxemburgischen A-Nationalmannschaft zählt, unterkommen könnte, ohne in der zweiten Reihe zu stehen. Die Topklubs der Liga kommen dafür wohl noch nicht infrage, dahinter gibt es etliche, die zumindest mehr Geld zahlen können als die Mainzer.
Sportvorstand Heidel geht allerdings nicht davon aus, dass Barreiro einen Abgang plant, bei dem die 05er leer ausgehen. „Ich habe noch nicht mit Leo gesprochen, aber er ist ein schlauer Junge“, sagt Heidel. „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er nächstes Jahr seinen Verein, der ihn von der Jugend dahin gebracht hat, wo er jetzt ist, ablösefrei verlässt.“
Szalais Beispiel folgen?
Barreiro könnte Maßstäbe setzen, indem er, einen Abschied im Sommer 2024 im Blick, jetzt seinen Kontrakt in Mainz wenigstens bis 2025 verlängert, damit die 05er, zu denen ihn NLZ-Chef Volker Kersting auf Bo Svenssons Wunsch hin vor sieben Jahren aus Erpeldingen geholt hatte, eine ordentliche Transfersumme erlösen können. So etwas gab es in der Geschichte der Rheinhessen erst einmal, und in der gesamten Bundesligahistorie nicht viel häufiger: Ádám Szalai hätte 2013 ablösefrei von Mainz zum FC Schalke wechseln können, unterschrieb aber bewusst einen neuen Vertrag, der den 05ern fünf Millionen Euro einbrachte.
„Zwingen können wir niemanden“, sagt Christian Heidel. „Ich glaube aber nicht, dass es mit Leo ein Problem geben wird.“ (phe)