DFB-Pokal | Peter H. Eisenhuth | 30.10.2024

Die Butter fürs heiße Messer

Für den FSV Mainz 05 endet der DFB-Pokalwettbewerb in der zweiten Runde. Beim 0:4 (0:4) gegen den FC Bayern München verteidigt Bo Henriksens Mannschaft in der ersten Halbzeit zu schlecht, der zweite Treffer darf nicht zählen, und offensiv gelingt nahezu nichts.
Robin Zentner nach dem 0:3 ratlos am Boden. Was machen seine Vorderleute bloß?
Robin Zentner nach dem 0:3 ratlos am Boden. Was machen seine Vorderleute bloß? | Eva Willwacher

Mainz. Jonathan Burkardt wirkte einigermaßen erschüttert. „Es tut weh, das mitanschauen zu müssen“, sagte der verletzte Stürmer des FSV Mainz 05 in der Halbzeit des DFB-Pokalspiels gegen den FC Bayern am „Sky“-Mikrofon. Einen Zwei-Tore-Rückstand zur Pause hätte er sich noch gefallen lassen, der hätte zumindest noch einen Funken Zuversicht auf den Einzug in die dritte Runde gelassen.

Nach zwei weiteren Treffern in der Nachspielzeit jedoch lagen die Gastgeber mit 0:4 hoffnungslos zurück. „Das Spiel ist entschieden“, sagte Burkardt. Im Prinzip ging es nur noch darum, ein totales Desaster zu verhindern. „In der Halbzeit war keine Hurra-Stimmung in der Kabine, aber die Trainer und die Spieler haben sich noch mal eingeschworen, dass wir kein riesiges Debakel erleben, sondern erhobenen Hauptes vom Platz gehen wollen.“

Das immerhin gelang den Mainzern, nach dem Seitenwechsel fielen keine weiteren Tore. Der für den angeschlagenen Moritz Jenz gekommene Stefan Bell sorgte für mehr Stabilität in der Kette, „und im Block haben wir dann gut verteidigt“, sagte Robin Zentner. „Außer einem Kopfball nach einem Freistoß haben wir nichts mehr zugelassen.

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90 Sekunden bis zum 0:1

Das hatte vor der Pause noch ganz anders ausgesehen. Gerade 90 Sekunden war die Partie alt, als es zum ersten Mal im Tor der Rheinhessen einschlug, und sonderlich anstrengen mussten sich die Bayern dafür nicht. Nicht zum ersten und schon gar nicht zum letzten Mal glitten sie durch die Mainzer Defensive wie ein heißes Messer durch Butter. Serge Gnabry brachte den Ball von links in die Mitte, Harry Kane legte direkt für Jamal Musiala ab, und der schoss ins lange Eck.

Bei aller individuellen Qualität der Gäste: Das war zu billig. „Wir stehen nicht nahe genug bei den Gegenspielern“, merkte Jonathan Burkardt später an.

Nach dem frühen Tiefschlag brauchten die Mainzer eine Weile, bis sie ins Spiel fanden. „Die erste Viertelstunde war gar nicht gut, wir hatten keine Power und haben keine Zweikämpfe gewonnen“, konstatierte Bo Henriksen. Wann immer die Münchener mit Tempo über den Flügel kamen, wurde es gefährlich. „Wenn wir nicht alle verteidigen, haben wir Probleme“, sagte der Trainer.

Kane trifft Zentner im Gesicht

Wie in der 15. Minute, als Zentner nach einer flachen Hereingabe Kopf und Kragen riskierte, indem er sich dem einschussbereiten Kane vor die Füße warf – der ihn denn auch mit den Stollen im Gesicht traf. Nach rund dreiminütiger Behandlungspause konnte der Torwart weitermachen, ein Pflaster zierte die Stirn über der rechten Augenbraue.

Glück hatten die 05er in der 27. Minute: Sané zog nach einem Antritt aus zentraler Position ab, Zentner ließ pralle, Gnabry schoss an den linken Pfosten und beförderte den Ball dann mit dem Oberschenkel ins Aus. Vier Minuten später steuerte Sané erneut durch die Mitte aufs Mainzer Tor zu, Zentner eilte ihm entgegen, tauchte ab und nahm ihm den Ball vom Fuß.

An diese Münchener Chance schloss sich die beste Mainzer Phase vor der Pause an, in der die Mannschaft den größten Beitrag dazu leistete, aus den ersten 45 Minuten wenigstens mit 20 Prozent Ballbesitz hervorzugehen. Die erste echte Gelegenheit bot sich Dominik Kohr nach einem Pressschlag mit Eric Dier im Münchener Strafraum, den brusthohen Ball aber bekam er nicht gut genug kontrolliert für einen gefährlichen Abschluss (32.). Der blieb Anthony Caci nach einem Schlenzer von Phillipp Mwene zum rechten Pfosten mit einer Direktabnahme ans Außennetz vorbehalten (34.).

Wo ist der VAR, wenn man ihn mal braucht?

Doch kaum erweckten die Mainzer den Eindruck, sie könnten mitspielen, vielleicht sogar noch vor der Pause ausgleichen, schlugen die Bayern ein zweites Mal zu: Sané flankte, Kane köpfte, Zentner wehrte ab, Musiala staubte ab. Ärgerlich: Der Torschütze stand im Abseits, weder in der Liga noch in den nächsten Runden des Pokalwettbewerbs hätte der Treffer gezählt; die ersten beiden Runden jedoch finden ohne Videoschiedsrichter statt.

„Gegen Bayern 0:2 zurückzuliegen, dann wird es sehr schwer“, sagte Henriksen. Ganz schlimm drohte es in der Nachspielzeit zu werden, nachdem Sané im Anschluss an einen Mainzer Freistoß einen von Gnabry vorgetragenen Konter nach einem Sprint über den ganzen Platz zum 0:3 abschloss. Konrad Laimer bereitete kurz darauf auch noch das 0:4 vor, Kohrs Klärungsversuch geriet zur Vorlage für Musiala.

Gleiber gibt sein Profidebüt

Nach dem Seitenwechsel und den personellen Veränderungen (Bell für Jenz, Karim Onisiwo für Gabriel Vidovic) verteidigten die 05er besser, kompakter, gemeinschaftlicher. Ihnen kam entgegen, dass der FC Bayern nach eigenen Wechsel nicht mit allerletzter Entschlossenheit auf einen fünften Treffer ging, „aber die hatten immer noch sehr viel individuelle Qualität auf dem Platz“, sagte Niko Bungert.

Offensiv gelang Henriksens Team, in dem der 19 Jahre alte Daniel Gleiber zu seinem Profidebüt kam, auch nicht viel mehr. Ein satter Schrägschuss von Onisiwo, ein Versuch von Silvan Widmer nach Doppelpass mit Paul Nebel – das war’s, und für Ex-Nationaltorhüter Manuel Neuer waren es keine echten Prüfungen.

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