Was tun, wenn's mal nicht tief geht?
Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05
berichtet Peter H. Eisenhuth.
Marbella. Das sah nach Kurzsport aus, was Jan Siewert mit seinen Leuten am Donnerstagvormittag praktizierte. Etwas mehr als eine Stunde nur gingen die Fußballer des FSV Mainz 05 ihrer Arbeit auf ihren Rasenplätzen im Marbella Football Center nach, dann fuhren sie zurück ins Hotel. Doch zum einen hatte dieses bescheiden anmutende Pensum inhaltlich Gründe, zum anderen war es nicht alles, was die Kicker zwischen Frühstück und Mittagessen absolvierten.
Für neun Uhr nämlich hatte der Trainer zu einer Videoschulung gebeten, um Szenen aus Bundesligaspielen und dem Vortagstraining zu zeigen. „Das läuft interaktiv“, erläuterte er, die Spieler sollten sich einbringen, „weil ich wissen will, ob sie das Prinzip hinter den gezeigten Szenen verstanden haben.“ Offenbar war dies der Fall. „Den Übertrag von Tiefenläufen haben sie erkannt, und dann ging es darum, wo wir uns verbessern können, wenn uns der Gegner die Tiefe nimmt oder ein Außenverteidiger den Raum schließt“, formulierte Siewert die nächste Aufgabenstellung.
Ecken abgeschnitten
Grob gesagt, lautet die Antwort: „Seitenwechsel“. Noch zu häufig erfolgten die Pässe nach abgefangenen Bällen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Dann verpufft der Angriff“, monierte Siewert und erinnerte an entsprechende Szenen in den Begegnungen in Hoffenheim und Dortmund. Deshalb ließ er bei dieser Übungsform die Ecken abschneiden, um erst gar nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, den verbauten Weg zu wählen, sondern diagonale Pässe zu spielen.
Das Ganze sollte am Donnerstag „kurz und gedanklich intensiv“ geschehen. „Die gestrige Einheit hat viel Kraft gekostet“, sagte Siewert, „das hat man deutlich gemerkt.“ Um im Test gegen Feyenoord Rotterdam am Samstag maximal belastbare Spieler zur Verfügung zu sein, müsse man die körperliche Intensität jetzt etwas zurückfahren.
Morgens Rasen, nachmittags Halle
Wie schon am Mittwoch stand für den Nachmittag Athletiktraining in der Halle auf dem Programm, um die Spieler je nach individuellem Stand zu beanspruchen. „Wir müssen darauf achten, wer aus welcher Phase kommt“, führte der Coach aus. Jene Profis, die vor der Winterpause lange im Einsatz waren, die viele Kilometer abgerissen haben, mitunter in höchstem Tempo, benötigten eine andere Trainingsgestaltung als die über Wochen oder Monate verletzt ausgefallenen Kollegen. „Teilweise geht es auch darum, Disbalancen im Rumpf auszugleichen, das können wir in der Halle gut steuern.“
Am Freitag wird Siewert es bei einer Einheit auf dem Platz belassen. Der zweite Abschnitt wird dann auch individueller Videoschulung und gruppentaktischen Sitzungen bestehen, „um die letzten Gedanken vor dem Spiel in die Köpfe zu bringen“.