Peter H. Eisenhuth | 13.09.2023

Trio überbietet eigenen Rekord

Die U-18-Siebenkämpferinnen des USC Mainz sind bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften als Mannschaft konkurrenzlos gut – und noch besser als bei der Qualifikation. Simon Kunkel kommt als einziger Mainzer Zehnkämpfer durch.*
Schraubten ihren Deutschen Rekord in die Höhe: (v.l.) Lotte Gretzler, Liv Albertz und Emma Kaul.
Schraubten ihren Deutschen Rekord in die Höhe: (v.l.) Lotte Gretzler, Liv Albertz und Emma Kaul. | Iris Hensel
Simon Kunkel (2.v.r.) steckte trotz der Rückschläge über die Hürden und mit dem Diskus nicht auf.
Simon Kunkel (2.v.r.) steckte trotz der Rückschläge über die Hürden und mit dem Diskus nicht auf. | Iris Hensel

Hannover. Schon vor dem Startschuss über 100 Meter Hürden war klar, dass die U-18-Siebenkämpferinnen des USC Mainz das Erika-Fisch-Stadion in Hannover als Deutsche Meisterinnen verlassen würden, sofern keine von ihnen aufgeben müsse. Außer ihnen nämlich war kein Verein mit drei Athletinnen am Start, so viele, wie es für eine Mannschaftswertung braucht.

Doch das Trio hatte sich mehr vorgenommen: „Wir wollten unseren Deutschen Rekord brechen“, sagte Emma Kaul. Den hatten Lotte Gretzler, Liv Albertz und sie seit der Qualifikation im Mai inne. In Bernhausen war es ihnen gelungen, die 21 Jahre alte Marke des LC Jena um rund 100 Zähler auf 15.269 Punkte zu schrauben – und zum Saisonabschluss setzten sie tatsächlich noch einen drauf: Als alle die Ziellinie des abschließenden 800-Meter-Laufs überquert hatten, standen 15.388 Punkte zu Buche.

„Das haben sie als Mannschaft super gemacht“, lobte Trainerin Stefanie Kaul nicht nur ihre Tochter Emma, die auch den Einzeltitel mit neuem Rekord von 5946 Punkten gewann (→ Krönung einer ereignisreichen Saison), sondern auch deren zum jüngeren Jahrgang gehörenden Mitstreiterinnen, die sich im Rahmen ihrer Resultate aus dem Frühjahr bewegten. Albertz belegte mit 4356 Punkten den 19. Rang, Gretzler wurde mit 5068 Punkte Siebte – unter den 2007 geborenen Konkurrentinnen war sie Drittbeste.

Gretzler mit drei Bestleistungen

Drei persönliche Bestleistungen nahm die „Achtkämpferin“ – Gretzler hatte nach der Qualifikation den Trainingsschwerpunkt auf den Stabhochsprung gelegt und war erst nach der Jugend-DM wieder voll in Mehrkampftraining eingestiegen – aus Hannover mit: im Weitsprung (5,54 Meter), mit der Kugel (13,21) und über 200 Meter (26,28 Sekunden). Mit 1,60 Meter im Hochsprung stellte sie zudem ihre Bestmarke ein.

Unter Wert schlug sie sich im Speerwurf, 35,51 Meter blieben fast sechs Meter hinter ihrer besten Leistung zurück. „Beim Einwerfen ging es fünf Meter weiter, im Wettkampf wollte Lotte zu viel“, sagte Stefanie Kaul. „Bei einem Sturz im Training hatte sie sich am Ellbogen verletzt, das hat sie etwas verunsichert.“

Joeris scheidet verletzt aus

Offen ist, ob Lotte Gretzler in ihrem zweiten U-18-Jahr weiter zweigleisig fährt oder sich zwischen Siebenkampf und Stabhochsprung entscheidet. „Sie muss das machen, womit sie das bessere Gefühl hat. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sie voll dahintersteht.“

Dramatisch verlief die Mehrkampf-DM für Meret Joeris, die mit der sechstbesten Vorleistung angetreten war und die 5000-Punkte-Marke anvisiert hatte, dann aber über 100 Meter Hürden verletzt ausschied. „Das tut mir wahnsinnig leid für sie“, sagte die Trainerin. „Meret investiert so viel in den Sport, das müsste sie auch mal ernten dürfen.“

Böcher verzichtet, Holbach gibt auf

Nur ein USC-Zehnkämpfer kam bei der U18 durch: Simon Kunkel landete mit 6312 Punkten auf dem 15. Rang. Johannes Böcher, Ende Juli beim Eyof in Maribor Hochsprung-Sechster geworden (→ Die eigenen Erwartungen übertroffen) war wegen Fußproblemen gar nicht erst angetreten. „Nix Dramatisches, aber auf Biegen und Brechen einen Mehrkampf zu absolvieren, hätte keinen Sinn gehabt“, erläuterte Trainer Helmut Hurst. Und Jonas Holbach musste wegen einer Zerrung beim Weitsprung aufgeben.

Der einzige Verbliebene der vor einem Jahr den U-16-Neunkampf dominierenden Truppe stieg mit neuer 100-Meter-Bestzeit von 11,81 Sekunden ein, legte einen zweiten persönlichen Rekord im Weitsprung nach (6,43 Meter) und lag nach ordentlichen Leistungen in Kugelstoßen und Hochsprung sowie über 400 Meter am Ende des ersten Tages auf Bestleistungskurs.

Komplett aus dem Rhythmus geraten

Seine 6476 Punkte aus der Qualifikation hätte Kunkel auch locker überboten, wäre er nicht zum Auftakt des zweiten Tages in die dritte Hürde getreten, ins Stolpern und komplett aus dem Rhythmus geraten. Nach 110 Metern blieb die Uhr bei 17,45 Sekunden stehen, fast zweieinhalb Sekunden über seiner Bestzeit. Ein Debakel, das den Mainzer mehr als 200 Punkte und in Kombination mit dem anschließenden Diskuswurf (44,26 Meter) bei dem er als Nachwirkung des Hürdensprints von der Rolle war, einen Platz unter den besten Acht kostete.

„Ich fand es gut, dass er trotz der für seine Verhältnisse unterirdischen Weite den Wettkampf durchgezogen hat“, sagte Hurst. „Manch anderer hätte die Flinte ins Korn geworfen.“

Kunkel aber meldete sich im Stabhochsprung mit neuer Bestleistung von 3,60 Metern zurück, neun Zentimeter höher als Anfang Mai. 49,37 Meter mit dem Speer waren sehr gut, 5:02,04 Minuten über 1500 Meter in Ordnung. „Dass Simon nicht marschieren würde wir voriges Jahr, war klar“, sagte der Trainer, „die 2006er-Jungs sind einen Schritt weiter. Aber mit einer normalen Hürdenzeit wäre er unter den Top drei des jüngeren Jahrgangs gewesen.“

 

* Der Text ist bereits vorige Woche erschienen, leider in einer falschen Rubrik. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.
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