Die ganze Vielfalt des Mainzer Sports
Mainz. Wen es am Samstag etwa nach dem Marktbesuch zufällig auf den Gutenbergplatz verschlug, der mochte sich gewundert haben. Ein Segelflugzeug steht schließlich nicht jeden Tag vor dem Mainzer Theater. Zumal es sich bei der weißen Maschine mit den langen, filigranen Tragflächen nicht um ein reines Ausstellungsstück handelte: Wer wollte, durfte sogar im Cockpit Platz nehmen, um einen allerersten Eindruck vom Segelflugsport zu bekommen – mit festem Boden unter den Füßen beziehungsweise Rädern, versteht sich.
Anlass des ungewöhnlichen Blickfangs war die vom Stadtsportverband organisierte „Meile des Sports“. Trotz Nieselregens und kühlen Temperaturen waren zahlreiche Interessierte, darunter viele Familien, der Einladung auf den Gutenbergplatz gefolgt. 20 Vereine aus den Mainzer Stadtteilen hatten dort ihre Stände aufgebaut, um mit den Besuchern über Sportarten zu sprechen, die normalerweise eher nicht im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit stehen. Eben so wie der Segelflugsport.
Den Flieger, der normalerweise auf dem Finther Flugplatz steht, hatte der Luftfahrtverein Mainz in die Innenstadt mitgebracht. „Das Flugzeug fällt natürlich auf“, sagte Nils Ulrich und freute sich über den regen Besuch am Stand seines Vereins, der neben dem Segelflug auch Motor- und Ultraleichtflug anbietet. Letztere werden allerdings nicht unbedingt als Sportarten klassifiziert. „Von unseren rund 300 aktiven Mitgliedern sind ungefähr 50 aktive Segelflieger, die Hälfte davon Jugendliche“, erzählte Ulrich aus dem Vereinsleben.
Ein Einstieg in die Luftfahrtbranche
Im Alter von 14 Jahren können junge Menschen mit dem Segelflug anfangen, die Lizenz gib es ab 16. Und wer die Flugausbildung erfolgreich hinter sich gebracht hat, für den oder die kann es dann im wahrsten Sinne des Wortes hoch hinaus gehen: „Im Verein trainieren derzeit 15 bis 20 Leute im Rahmen des Wettbewerbssegelflugs“, sagte Ulrich. Neben den sportlichen Herausforderungen hat er auch noch eine andere Motivation bei möglichen Nachwuchsfliegern beobachtet: „Viele möchten ihre Mitgliedschaft in unserem Verein für einen Einstieg in die Luftfahrtbranche nutzen.“
Nur wenige Meter entfernt erfreuten sich vor allem die jüngeren Besucher an einer weiteren Attraktion: Die Mainzer Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) hatte ein Klettermodul aufgebaut, dessen schneeweißen Gipfel zahlreiche, mithilfe von Klettergeschirr gesicherte Kinder und Jugendliche zu erklimmen versuchten. Kletterkurse und -ausbildung gehören zu den zentralen Aufgaben der DAV-Sektion, wie deren Vertreter Peter Hirsch berichtete: „Im Gebirge sind häufig Wanderer und Bergsteiger mit schlechter Ausrüstung und mangelnder Vorbereitung zu beobachten. Wer bei uns ausgebildet wurde, dem passiert das in der Regel nicht.“
Ziel sei es, Wander- und Kletterbegeisterte zum selbstständigen und sicheren Ausüben ihres Hobbys zu befähigen. Wem das in der Gruppe mehr Spaß macht, der könne sich außerdem an vom Verein organisierten Wanderungen, Kletter- und im Winter auch Skitouren beteiligen.
Am Standort festhalten
Die Aktion des DAV war eine von vielen weiteren Gelegenheiten, die bei der ausdrücklich nicht nur als Informations-, sondern auch als Mitmachveranstaltung gedachten „Meile des Sports“ vorgestellten Sportarten selbst auszuprobieren. „Es sind tolle Sachen dabei“, betonte Alexander Reinemann, Vorsitzender des Mainzer Stadtsportverbands. „Die Veranstaltung soll zeigen, dass es in Mainz neben dem Fußball noch viele andere Sportarten und Vereine gibt.“ So reihten sich die beiden Aushängeschilder der Mainzer Sportwelt – der FSV Mainz 05 und Ringen-Bundesligist ASV Mainz 88 – an diesem Tag bescheiden neben den anderen anwesenden Vereinen ein, die sich entweder mit einem eigenen Stand oder aber im Rahmen des Bühnenprogramms mit einer eigenen Vorstellung oder einem Interview präsentierten.
„Der Gutenbergplatz ist ein toller Ort für die Meile des Sports“, betonte Reinemann. Deshalb will der Stadtsportverband für die kommenden Veranstaltungen am Standort festhalten: „Nachdem es beim vorigen Mal und auch in diesem Jahr so gut gepasst hat, wollen wir auch in Zukunft hier vor dem Theater bleiben.“ Kein Wunder, schließlich ist die Mainzer Innenstadt samstags auch bei eher trübem Wetter ein Publikumsmagnet.
AC Weisenau hilft beim Hantelheben
Entsprechend ließ sich niemand der Anwesenden vom Regen die Stimmung vermiesen. Auch die kleine Minigolfbahn, auf die der in Stein gemeißelte Gutenberg von seinem Sockel hinabblickte, kam gut an bei den vorbeischlendernden Besuchern. Aber der 1. MGC Mainz kann sich angesichts seiner weit über die Stadtgrenzen hinausreichenden sportlichen Erfolge ohnehin nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen – sehr zur Freude seines Vorsitzenden Norbert Kramer. „Wir erfahren viel Wertschätzung in Mainz“, betonte er. Auch mit der Nachwuchssituation könne der MGC im Vergleich zu anderen Klubs noch einigermaßen zufrieden sein.
Ähnliches berichtete Alexander Diehl vom Athleten-Club Weisenau, der jungen Besuchern beim Anheben einer Langhantel mit zwei 40-Kilo-Scheiben half. „Das Gewicht ist natürlich zu schwer für Kinder und Jugendliche, deshalb heben wir mit an und zeigen vor allem, worauf man beim Gewichtheben achten muss“, erklärte der Trainer und Sportwart. Genau das sei beim Jugendtraining zentral: „Man kann schon im Kindesalter mit dem Sport anfangen, aber die ersten Gewichte hebt man mit etwa 13 Jahren.“
Athletiktraining soll Stabilität und Körpergefühl aufbauen
Davor liege der Schwerpunkt vor allem auf allgemeiner Fitness und Athletiktraining, um Stabilität, Körpergefühl und Kraft aufzubauen – die Grundlagen für jede Form von Gewichtheben, vor allem aber den in Weisenau trainierten olympischen Zweikampf aus Reißen und Stoßen. Das tut die Erste Mannschaft des AC Weisenau ab September in der Oberliga, nachdem ihr in der vorigen Saison der Aufstieg aus der Landesliga gelungen ist.
Spätestens hier zeigt sich: Gewichtheben ist mehr als das klassische „Pumpen“ im Fitnessstudio, wie Diehl betonte: „Es geht um Leistung, nicht darum, gut auszusehen.“ Übrigens: Anders als in anderen Sportarten gibt es beim Gewichtheben keine nach Geschlechtern getrennten Mannschaften. Frauen und Männer treten gemeinsam zu Wettkämpfen an, die Bewertung der in die Höhe gewuchteten Kilos erfolgt in Relation zum Körpergewicht.
Zwei „Partner des Mainzer Sports“
Während auf dem Gutenbergplatz fleißig weiter ausprobiert, informiert und mitgemacht wurde, stellte Reinemann auf der Bühne mit der Mainzer Eulchenbier-Brauerei den zweiten „Partner des Mainzer Sports“ vor, nachdem am frühen Vormittag bereits die Firma Signalkraft als solcher ausgezeichnet worden war. Mit dem Konzept, das der Stadtsportverband in den vergangenen drei Jahren entwickelt hat, sollen vor allem solche Unternehmen angesprochen werden, die bisher noch keine lokale Sportförderung betrieben haben. Sie erhalten je nach Förderbetrag eine Gold-, Silber- oder Bronzepartnerschaft inklusive Urkunde. „Wir als Verband machen Vorschläge, die Vereine können aber natürlich auch selbst entscheiden, welche Sponsoren sie auszeichnen lassen wollen“, erklärte Reinemann.
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