05er seit 55 Jahren
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es vor allem um Horst Hülß.
5. September
Ein ewiger 05er wird heute 82 Jahre alt. Ein gebürtiger Franke, der mit gelegentlichen Unterbrechungen seit 1965 in Mainz ist, also sein 55. Jubiläum feierte: Horst Hülß, einst Spieler und mehrmals Trainer am Bruchweg und bis Corona alles änderte noch bei jedem Heimspiel im Stadion.
Als Hülß 1965 von Viktoria Köln nach Mainz kam, war er bereits mehr als nur ein technisch starker Spielmacher. Ebenso wie seine Mitspieler Erich Ribbeck und Gero Bisanz hatte er als Schüler des legendären Hennes Weisweiler den Trainerschein erworben. Hülß war dadurch auch ein taktisch sehr versierter Akteur für die seit Jahren nicht angemessen besetzte Position hinter den Spitzen der perfekte Mann, ein Regisseur, der es verstand, je nach Situation zwischen der Halbstürmerposition und dem klassischen Mittelläuferspiel zu wechseln, zwischen 4-3-3 und 4-2-4 umzuschalten, eine Schlüsselfigur in Heinz Baas' Konzeptfußball.
Sandro Schwarz' Lehrer
Drei Jahre lang spielte Hülß für die Mainzer. Während der kurzen Renaissance des Vereins in den späten 1960ern war er der Chef, 1968 kam er mit seinen Kollegen recht nahe an die Bundesliga-Aufstiegsrunde. Nach jener Saison entschied sich Hülß bereits gegen den Profifußball. Er wurde Spielertrainer in seinem Wohnort Ginsheim, später auch Trainer in Weisenau und Nierstein.
Im Winter 1975/76 holten die 05er ihren einstigen Regisseur zurück. In jener chaotischen Zweitligasaison brachte auch Hülß das verwöhnte Team nicht unter Kontrolle. Sportlich hielt er es immerhin in der Liga. Und trotz des freiwilligen Rückzugs des Vereins blieb er.
Die schnelle Stabilisierung in der Spitzengruppe der Oberliga war auch Hülß' Verdienst. Ein Jahr nur brauchte der Trainer für den Neuaufbau, im zweiten wurde er mit den 05ern bereits Südwestmeister. Nach der langen Saison hatte das junge Team jedoch in der Aufstiegsrunde keine Chance gegen die erholte Konkurrenz aus Neunkirchen und Koblenz, deren Ligasaison schon lange vorher vorbei war. Im folgenden Regenerationsjahr wurden die 05er nur Dritter, durch die Verluste einiger Schlüsselspieler im vierten Amateurjahr sogar nur noch Fünfter. Hülß, der mit dem Team neben der Südwestmeisterschaft dreimal den SWFV-Verbandspokal gewonnen hatte, wechselte anschließend nach Bingen. Über die Zwischenstationen SV Wiesbaden, Kastel 06 und SV Wehen kam er zur Zweitligasaison 1988/89 noch einmal zurück, blieb aber nur ein halbes Jahr.
Neben seiner Trainerkarriere war Hülß Lehrer am Schlossgymnasium, unter anderem von Sandro Schwarz, außerdem Pressesprecher des Bunds Deutscher Fußballlehrer.
Jürgen Halm wird 60 Jahre alt. Der Verteidiger aus dem eigenen Nachwuchs debütierte bei den 05ern am letzten Spieltag der Saison 1975/76. Zwei Tage zuvor hatte der Klub den Rückzug aus der Zweiten Bundesliga beschlossen, dementsprechend wenig ernst nahm das Team das Spiel. Halm wurde gegen den FC Homburg beim Stand von 0:6 für den rechtsaußen stürmenden Ersatztorwart Wolfgang Orben eingewechselt. In der folgenden Hinrunde war Halm wochenlang Linksverteidiger, aber bereits ab November wurde er nicht mehr eingesetzt.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
Mehr Sport aus Mainz lesen Sie hier.