Peter H. Eisenhuth | 20.07.2022

Noch ist keiner am Limit

NEUES AUS GRASSAU (11) | Defensiv ist der FSV Mainz 05 eineinhalb Wochen vor dem ersten Pflichtspiel in einer guten Verfassung. Die Gruppe brauche aber noch Zeit, um zusammenzuwachsen, sagt Trainer Bo Svensson und warnt vor Nachlässigkeiten.
Aymen Barkok hat bisher nur trainiert, aber an noch keinem Testspiel teilgenommen.
Aymen Barkok hat bisher nur trainiert, aber an noch keinem Testspiel teilgenommen. | Peter H. Eisenhuth

Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05

berichtet Peter H. Eisenhuth

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Grassau. Am Mittwoch endet die Chiemgauer Woche des FSV Mainz 05. Hinter Trainern und Profis liegen sieben Trainingslagertage inklusive zweier Testspiele gegen Besiktas Istanbul (0:1) und Newcastle United (1:0). Bei allem noch bestehenden Verbesserungsbedarf war in beiden Partien doch zumindest eines klar zu erkennen: Gegen den Ball befindet sich Bo Svenssons Mannschaft schon jetzt wieder auf einem hohen Niveau.

Selbst in der Besetzung gegen Besiktas, als lediglich vier bisherige Stammkräfte von Beginn an auf dem Feld standen und mehrere Nachwuchsspieler mitwirkten, funktionierten die Abläufe. Viele Torchancen ließen die Mainzer in beiden Begegnungen nicht zu, gegen die nicht eben schlecht besetzten Engländer bestanden Stefan Bell, Alexander Hack und Maxim Leitsch, die erstmals gemeinsam die Innenverteidigung bildeten, die Prüfung mit Bravour.

Caci und Barkok verpassen wichtige Minuten

Auch das offensive Pressing, eine Disziplin, in der die 05er seit Svenssons Amtsübernahme wieder zur Spitze der Bundesliga gehören, sah gut aus. Gleichwohl nutzte der Däne sein abschließendes Pressegespräch, um zu mahnen – zwei Trainingseinheiten, in denen die Spieler in Sachen Einstellung, Körpersprache und Intensität hinter seinen Ansprüchen zurückgeblieben waren, boten genügend Anlass. „Wir dürfen nicht denken, dass die Saison ein Selbstläufer wird“, sagte er. „Die Muster, die wir pflegen, müssen wir ganz oben auf unsere Prioritätenliste setzen, sonst gehen sie schnell verloren.“

Wenn Mainz 05 in der Liga gegen finanziell besser gestellte Kontrahenten bestehen wolle, dürfe das Team sich im Training keine Nachlässigkeiten leisten. „Wir müssen alles ausreizen.“

Noch benötige die leicht umformierte Gruppe Zeit, sich zu finden, müssten die Neuzugänge sich an die Abläufe gewöhnen. Unter diesem Aspekt sei es bedauerlich, dass Linksverteidiger Anthony Caci und der offensive Mittelfeldspieler Aymen Barkok wegen unterschiedlicher Blessuren an keinem der Tests in Kufstein teilnehmen konnten. „Die Minuten wären für sie sehr wichtig gewesen“, sagte Svensson, „aber beide haben im Training gezeigt, dass sie uns helfen werden.“

Dem Druck standgehalten

Um den Teamgeist zu fördern, verbrachte die Mannschaft den Dienstagnachmittag mit einer Canyoning-Tour – wenn sie die bevorstehende Saison so gut übersteht wie sie die Alpenschlucht bewältigte, wäre das die halbe Miete für den Klassenverbleib. Doch nicht nur die außergewöhnlichen Events dienen dem Teambuilding, auch das, was auf dem Rasen geschieht, kann dazu beitragen. „Gegen Newcastle haben wir als Mannschaft dem Druck standgehalten“, hob Svensson hervor. „Auch solche Erlebnisse sind wichtig für die Gruppe.“

Ob die Zeit bis zum ersten Pflichtspiel reicht, um alle Spieler auf den gewünschten Stand zu bringen? „Wir haben gewusst, dass es eng wird und solche Fragen gestellt werden“, sagte Svensson. Derzeit sei noch kein Spieler am Limit, aber noch lägen anderthalb Wochen und am Samstag der Test gegen Athletic Bilbao über 2x60 Minuten vor der Mannschaft (Beginn: 17 Uhr).

Größere Leistungsunterschiede

Bis zur Pokalpartie hätte der Trainer gerne alle Akteure bei 100 Prozent, „aber das waren wir voriges Jahr in Elversberg auch noch nicht“ – vor allem dank Jonathan Burkardt und Anton Stach retteten die 05er sich beim Regionalligisten in Verlängerung, Elfmeterschießen und zweite Runde.

„Ein zu früher Peak wäre allerdings auch nicht gut“, sagt Svensson. Sprich, wären seine Leute schon jetzt auf ihrem höchsten Niveau angelangt, „bekämen wir im Oktober Probleme“. Von Vorteil wäre es freilich, wenn die unterschiedlichen Leistungsstände zwischen den Spielern sich etwas stärker anglichen. „Solche Unterschiede gibt es auch mitten in der Saison“, sagt der Trainer, „aber jetzt sind sie größer.“

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