Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 10.01.2023

„Ich will mit dem Klub wachsen“

SCHÖNEN GRUSS AUS ANDALUS (8) | In seiner Kindheit wurde Anthony Caci mitunter für „körperlich zu schwach“ befunden. Inzwischen ist der Franzose ein gestandener Profi und beim FSV Mainz 05 der Rolle des Backups für Aarón entwachsen. Einen Zweikampf um die Linksverteidigerposition wird es vorerst dennoch nicht geben.
Linskverteidiger mit starkem rechten Fuß, der in der Innenverteidigung gebraucht wird: Anthony Caci.
Linskverteidiger mit starkem rechten Fuß, der in der Innenverteidigung gebraucht wird: Anthony Caci. | Frank Heinen / rscp-photo

Aus Marbella berichtet Peter H. Eisenhuth.

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Marbella. An Silvester klassische Vorsätze wie in Deutschland zu fassen, sei in Frankreich nicht üblich, sagt Anthony Caci. „Aber man versucht immer, das neue Jahr besser zu gestalten als das vorige.“ In seinem Fall bedeutet dies beruflich, dass der FSV Mainz 05 „wächst und besser wird und ich mit dem Klub wachse und besser werde. Ich möchte mehr Tore schießen und vorbereiten und mich insgesamt sportlich steigern“.

Nicht, dass der Franzose mit seinem ersten halben Jahr am Bruchweg unzufrieden wäre. Zwölf Einsätze in fünfzehn Bundesligapartien, vom achten Spieltag an fast durchweg in der Anfangsformation, sind eine Zwischenbilanz, mit der er sehr gut leben kann. „Aber selbstverständlich hätte ich gerne mehr Tore geschossen“ – mehr als das eine, aber wichtige 1:1 mit der letzten Aktion gegen Hertha BSC. „Und mein Wunsch ist es, Stammspieler zu werden, noch viel öfter von Beginn an zu spielen.“

Zunächst in der Dreierkette

Nejmeddin Daghfous, der ehemalige 05-Profi, der inzwischen als Integrationsbeauftragter des Vereins angestellt ist, fungiert im Gespräch zwischen dem Neuzugang und SPORTAUSMAINZ.de als Übersetzer. Caci versteht einen Teil der Fragen, bevor der Dolmetscher zur Tat schreitet, seine Antworten gibt er allerdings auf Französisch. Mit einer Ausnahme: Der Frage, ob er lieber auf der linken Außenbahn oder in der Innenverteidigung wirken möchte, lässt er ein pistolenschussgleiches „scheißegal“ folgen.

Sollte ihm keine Verletzung in die Quere kommen, dürfte der 25-Jährige im ersten Pflichtspiel dieses Jahres neben Edimilson Fernandes und Alexander Hack in der Dreierkette auflaufen. Viel mehr Optionen, die nicht aus der Not geboren sind, gibt es nicht. Stefan Bell ist für die Begegnung beim VfB Stuttgart gelbgesperrt, Maxim Leitsch trotz der erstaunlich schnellen Fortschritte, die Svensson und Athletikcoach Sven Herzog ihm bescheinigen, wohl noch kein Mann für die erste Elf.

Svensson betrachtet beide als gleichwertig

Die Mainzer Verantwortlichen hatten Caci ja nicht zuletzt aufgrund seiner Vielseitigkeit verpflichtet: einen Rechtsfuß, der die Linksverteidigerposition beherrscht und als Innenverteidiger agieren kann – seine bisherigen Einsätze verdankt der Mann aus dem an der deutschen Grenze gelegenen Forbach auch dieser Variabilität. In erster Linie freilich war er als Backup für Aarón gedacht, egal, ob der Spanier mal ausfallen oder den Klub verlassen sollte.

Aus dieser Rolle ist Caci inzwischen herausgewachsen. Svensson bestätigt, dass es für hinten links keine Nummer eins und Nummer zwei gibt: „Wenn man die beiden spielen sieht, würde ich sie schon als sehr gleichwertig bezeichnen“, sagt der Trainer. „Es sind unterschiedliche Spieler, aber sie haben eine gemeinsame Stärke: das Spiel mit dem Ball. Darin sind beide hervorragend.“ Caci dürfte defensiv die Nase leicht vorne haben, Aarón wiederum ist als Standard(tor)schütze und Vorbereiter gefragt.

Momentan stelle sich die Frage jedoch nicht, welcher der beiden die linke Bahn bearbeitet, da Caci in der Innenverteidigung benötigt werde.

Zeit für neue Herausforderung

Elf Jahre lang war Anthony Caci für Racing Straßburg aktiv, „das war wie mein Elternhaus, ich bin dort aufgewachsen“. Den Verein nach so langer Zeit zu verlassen, auch Frankreich zu verlassen, habe er dennoch bewusst entschieden. „So, wie man mit 18 Jahren lernt, auf eigenen Füßen zu stehen und die Welt zu entdecken, habe ich mich bereitgefühlt, eine andere Sprache, eine andere Kultur kennenzulernen und eine neue Herausforderung anzunehmen“, sagt er.

Dass er diese Herausforderung in Mainz sucht, hängt mit Moussa Niakhaté zusammen, mit dem er früher in der französischen U-21-Nationalmannschaft zusammen spielte, und der ihm den Klub empfahl, auch wenn er selbst sich im Sommer gen England verabschieden sollte. „Hinzu kommt, dass Mainz 05 ein ähnlich familiärer Verein ist wie Racing Straßburg“, sagt Caci. „Mir war wichtig, dass man viel Zeit miteinander verbringt. Und der dritte Punkt ist, dass ich nahe bei meiner Familie sein wollte. Aus diesen Gründen hat Mainz das Rennen gemacht.“

Bei Tests durchgefallen

Die neue Umgebung wollte er bereits vor seinem offiziellen Dienstbeginn kennenlernen, zwischen der Vertragsunterzeichnung im Januar und vor Beginn der Saisonvorbereitung weilte Caci mehrmals in Mainz. „Von Straßburg nach Mainz sind es ja nur zwei Stunden, von meinen Eltern aus ist es noch näher“, erzählt er. „Ich habe mir in der vorigen Saison zwei Heimspiele angeschaut und hatte Kontakt mit unserer Deutschlehrerin, um vorab schon etwas die Sprache zu lernen. Und ich habe mich früh nach einer Wohnung umgesehen.“

Wer weiß, ob Caci jemals ins 05-Trikot geschlüpft, ob er überhaupt im Profifußball gelandet wäre, hätte er als junger Kicker resigniert, nachdem er bei Aufnahmetests für die Akademien in Metz und Nancy durchgefallen war. „Metz hat damals sehr viel Wert gelegt auf die Physis, auf körperlich starke Spieler.“ Junge Ochsen halt; Caci wurde für „körperlich zu schwach“ befunden. „Ich war damals noch sehr klein, ich bin erst spät gewachsen.“

Bundesliga ist intensiver

In Nancy habe man vor allem auf spielerische Fähigkeiten geachtet, auch damit vermochte der schmächtige Anthony sich nicht durchzusetzen. Doch in Straßburg versuchte er es ebenfalls – und die dortigen Verantwortlichen seien direkt von ihm überzeugt gewesen. „Als mir das Angebot von Racing vorlag, wollte Nantes mir ebenfalls einen Vertrag geben“, berichtet Caci, „aber da dachte ich mir: Straßburg wollte mich sofort, deshalb bin ich bei meiner Entscheidung geblieben.“

In den Jahren danach sei er relativ schnell gewachsen, jedoch immer schlank geblieben. „Daran wollte ich auch nichts verändern, meine Stärke war schon immer das Spiel mit dem Ball.“ Inzwischen hat er umgedacht. „Ich wusste, dass in der Bundesliga viel intensiver gespielt wird als in der französischen Liga“, sagt er, und in Straßburg sei zwar ebenfalls intensiv gearbeitet und gespielt worden – aber deutlich weniger, als es bei der Mainzer Spielweise mit Gegenpressing, Umschalten und vielen Zweikämpfen gefordert werde.

„Daher habe ich mir vorgenommen, mich in den entsprechenden Bereichen zu steigern, ohne meine technischen Stärken zu vernachlässigen“, sagt Caci. Bei null musste er im Juli nicht anfangen. „Bereits in meinem letzten Straßburger Jahr hatte ich verstanden, dass ich körperlich zulegen muss. Seitdem arbeite ich mit einem Personaltrainer zusammen, und das setze ich in Mainz fort.“

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