Eine Waffe, die Platz und Spielzeit braucht
Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05
berichten Peter H. Eisenhuth und David Kulessa.
Schladming. Zum Abschluss der defensiven Übungseinheit am zweiten Tag in Schladming applaudierte Bo Svensson seinen Spielern. Während der Übungsform (Sieben gegen sieben auf Hütchentore) hatte er allerdings nicht durchweg zufrieden gewirkt. Immer wieder forderte er von den Angreifern lautstark hohes Anlaufen und dass sie die Innenverteidiger unter Druck setzen. „Dela, Ludo, kein Ehrgeiz!”, kritisierte er etwa die Stürmer des Teams mit den blauen Leibchen, nachdem Delano Burgzorg und Ludovic Ajorque wiederholt keine Balleroberung gelang.
Burgzorg/Ajorque, das ist ein Duo, das in der Bundesliga bislang 21 Minuten zusammen auf dem Platz stand: beim 0:3 in Frankfurt am 32. Spieltag der vorigen Saison. Und eigentlich spricht wenig dafür, dass die Chancen des 24-jährigen Burgzorg auf Spielzeit viel größer geworden sind. Zwar haben die 05er unlängst Marcus Ingvartsen abgegeben, neben Karim Onisiwo der beste Torschütze der Runde, und Konkurrent Marlon Mustapha spielt jetzt in Italien.
Am Ball dauert es zu lange
Doch in Karim Onisiwo, Ajorque, Nelson Weiper und Jonathan Burkardt gibt es weiterhin vier Spieler, deren Bundesligaqualität unbestritten ist. Burgzorg ist diesen Beweis anderthalb Jahre nach seiner Verpflichtung, auch wegen längerer Ausfallzeiten, noch schuldig. Andererseits: Wann Jonathan Burkardt wieder spielfähig sein wird, ist fraglich. Und Nelson Weiper ist bei aller hoher Veranlagung eben auch das: ein achtzehnjähriges Talent.
„Er hat eine Waffe, die wir gut gebrauchen können”, sagt Christian Heidel über Burgzorg und meint dessen Spitzengeschwindigkeit: „36 km/h.” Der Mainzer Sportvorstand gibt aber auch zu: „Er braucht Platz.” Tatsächlich tat sich Burgzorg bei seinen Einsätzen im 05-Trikot meist schwer, wenn er von Gegenspielern umgeben war. „Am Ball dauert es mir oft einen Tick zu lange, da muss er schnellere Lösungen finden“, sagt Bo Svensson.
„Einer, der explodieren kann“
Für Burgzorg und seine Entwicklung sei es wichtig, zu spielen, betont Heidel. „Bei uns ist er eher ein Konterspieler, den du je nach Spielstand reinwirfst.“ Viel Spielzeit und eine Jokerrolle: Es dürfte schwer sein, das zusammenzubringen. Die Lösung könnte ein Wechsel sein. „Wenn wir ihn abgeben, tendieren wir zu einer Leihe“, sagt Heidel, dauerhaft verzichten mag er auf den Niederländer nicht, „denn er ist ein Spieler, der explodieren kann. Wir haben auch null Not, ihn abzugeben“.
Svensson, der Burgzorg während der morgendlichen Trainingseinheit mehrmals ins kurze Einzelgespräch nahm, sagte hinterher: „Er hat sehr großes Potenzial und hatte auch heute gute Aktionen.” In zu vielen Szenen jedoch entspreche das Verhalten des Stürmers nicht seiner Qualität, vor allem im Pressingverhalten und bei der Entscheidungsfindung nach Ballgewinnen müsse er sich steigern. Doch er arbeite gut. Und mit seinen Fähigkeiten könne er auch „mehr als ein Konterspieler” sein. (kul)