Svensson verteilt Lob und eine Backpfeife
Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05
berichtet Peter H. Eisenhuth.
Salzburg. Der Salzburger Athletik-Klub rühmt sich, das schönste Stadion in Österreich sein eigen zu nennen. In der Tat liegt die kleine Spielstätte, der Haupt- und einzige Tribüne am Dienstagnachmittag vor allem dank der Fans des FSV Mainz 05 sehr gut gefüllt war, malerisch am Fuße der Burg. Und etwas mehr von deren Festungscharakter hätte man der Hintermannschaft des Bundesligisten im Test gegen den FC St. Gallen in einigen Situationen gewünscht.
Vor allem in der ersten Viertelstunde wackelte das Defensivkonstrukt beim 4:1 (2:1) gegen den Schweizer Super-League-Klub, den 05-Sportdirektor Martin Schmidt in einem Telefonat mit dessen Trainer Peter Zeidler (einst unter anderem beim VfR Aalen tätig) klargemacht hatte. In der vierten Minute resultierte daraus die erste gegnerische Großchance, in der 13. Minute verhinderte Robin Zentner per Fußabwehr einen Rückstand. Auch der Gegentreffer zum 2:1 war nicht unvermeidlich: Stefan Bell köpfte den Ball nach einer Flanke von der rechten Seite nicht weit genug weg, Fabian Schubert schweißte zentral aus 16 Metern Entfernung ein.
Youngster abgestraft
In der zweiten Halbzeit gab es ebenfalls die eine oder andere Unsicherheit, unter anderem führte ein unnötiger Ballverlust des links in der Innenverteidigung eingesetzten Merveille Papela zu einem St. Gallener Abschluss ans Außennetz (60.), Betim Fazliji traf fünf Minuten später aus der Distanz die Latte.
Nach vorne hingegen sah das Spiel der Rheinhessen über weite Strecken gut aus, wenngleich die Mannschaft zu wenig aus ihren Offensivszenen machte. Mit einem seiner Akteure war Svensson komplett unzufrieden: Nelson Weiper, der nach der Pause aufs Feld kam, musste es nach nur 27 Minuten wieder verlassen. Weder aus Gründen der Belastungssteuerung noch wegen einer Blessur.
„Ich fand seine Leistung nicht ausreichend“, begründete der Trainer die Abstrafung, „es geht mir auch um die Haltung, und die hat nicht gestimmt.“ Sprich: Einem Spieler dürfen Dinge misslingen, aber er muss eine Köpersprache an den Tag legen, die seinen Willen, alles zu geben, unterstreicht. Für den Youngster war dies eine Backpfeife, die er sich zu Herzen nehmen dürfte.
Gruda dribbelt zu lange...
Insgesamt stellte der Däne seiner Elf durchaus ein positives Zeugnis aus, für eine Begegnung am Ende eines einwöchigen, anstrengenden Trainingslagers war die Performance denn auch ansprechend. „Wir hatten ein paar sehr gute Abläufe, wir haben vor allem vor der Pause versucht, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen hatten.“ Mit nachlassender Kraft auf dem nach stundenlangem heftigem Regen tiefen Boden gerieten die Aktionen etwas ungenauer – aber das ist in solchen Begegnungen wenig verwunderlich.
Dominik Kohr erzielte nach dynamischem Antritt mit einem schönen Heber gegen den ghanaischen Nationaltorwart Lawrence Ati Zigi in der achten Minute das 1:0, Jae-sung Lee erhöhte nach Vorarbeit des viel arbeitenden, im Abschluss nicht immer konsequenten Delano Burgzorg (22.). Die beste Gelegenheit nachzulegen, einen Flachschuss von Kohr, holte Zigi aus der linken unteren Ecke.
„Die zweite Halbzeit war etwas wilder“, monierte Svensson, dem gleich zu Beginn des Durchgangs einige Aktionen von Brajan Gruda ein heftiges Kopfschütteln abverlangte. Der Grund: In mehreren vielversprechenden Angriffen ließ der 19-Jährige seine wohl größte Schwäche zu Geltung kommen – er ließ die Situationen verstreichen, in denen er hätte abspielen oder schießen können und dribbelte sich stattdessen fest.
...und stellt den Endstand her
Einige ganz starke, zu Ende gebrachte Szenen, die sein Potenzial zeigten, hatte aber auch er. So setzte er mit einer Hereingabe von links David Mamutovic ein, der den Ball mit der Brust mitnahm, mit seinem Schuss jedoch an Lukas Watkowiak scheiterte. Jenem Watkowiak, der aus der 05-Jugend stammt, unter Martin Schmidt noch 17 Einsätze in der Dritten Liga hatte und dann nach drei Jahren beim SV Wehen Wiesbaden zum FC St. Gallen wechselte.
Bei einem 16-Meter-Schuss von Leandro Barreiro hatte der Ex-Mainzer Glück, dass der Ball knapp übers Tor strich (47.), machtlos war er nach einer Ecke von Anton Stach und einem Weiper-Kopfball, den er noch stark parierte, was jedoch zur unfreiwilligen Vorlage für den abstaubenden Andreas Hanche-Olsen wurde.
In der 88. Minute sorgte Gruda für den Endstand. Der Tempodribbler veredelte einen Angriff über die linke Seite, dessen Ausgangspunkt Torwart Lasse Rieß war, an dem sich Papela und Timothé Rupil beteiligten, dessen Pass in den Lauf Gruda hart und ohne überflüssigen Schnickschnack hoch ins kurze Eck donnerte.
Verlässliche U-23-Akteure
Rupil war einer der U-23-Spieler, denen Svensson eine große Verlässlichkeit bescheinigte. „Es ist ein Vergnügen, mit ihnen hier zu sein.“ Lob hatte der Trainer auch für alle Innenverteidiger parat, nicht zuletzt für Maxim Leitsch („Sehr viele starke Aktionen“). Tom Krauß spielte, abgesehen von einer großen Rettungstat am eigenen Fünfmeterraum kurz vor der Pause einen bemühten, aber unauffälligen Part.
Am Samstag erwarten die 05er zum letzten Testspiel den FC Burnley – und Svensson erwartet von seinen Spielern, dass sie auf den Beinen und in den Köpfen spritziger sind, intensiver zu Werke gehen und Situationen schneller erkennen. „Mehr Aktivität von allen, das Spiel lesen, sehen, wohin der Ball kommt“, nennt er als Ansprüche an die Partie gegen den Premier-League-Klub, ist aber auch zuversichtlich, dass die Mannschaft dies hinbekommen wird. „Das ist auch eine Frage der mentalen Frische.“ Die sollte bis zum Wochenende wieder vorhanden sein.