Gruda schmeißt die Maske weg
Mainz. Brajan Gruda wurde im wahrsten Sinne des Wortes zum Gesicht des zweiten Mainzer Saisonsiegs. „Wer ihn gestern um 16 Uhr gesehen hat, hätte sich nicht im Traum vorstellen können, dass der Junge heute Fußball spielt“, sagte Christian Heidel am Samstagabend nach dem 1:0 des FSV Mainz 05 gegen den FC Augsburg. → Viel gepowert, leicht gewackelt, knapp gewonnen.
Der junge Angreifer hatte im Abschlusstraining in einem Zweikampf wohl mit Silvan Widmer dessen Stollen zu spüren bekommen. „Der Junge hatte das ganze Gesicht zerfetzt“, kommentierte der Sportvorstand die unglückliche Aktion, nach der Gruda auf schnellstem Weg ins Krankenhaus kam. „In der plastischen Chirurgie ist er genäht worden, und ich bin davon ausgegangen, dass er in den nächsten zehn Wochen keinen Fußball spielen wird.“
Am Abend habe er jedoch einen Anruf erhalten: Gruda wollte spielen. Und er spielte. Anfangs mit einer Maske, die seine rechte Gesichtshälfte schützen sollten, nach kurzer Zeit jedoch ohne, weil sie offenbar sein Sichtfeld einschränkte. Grudas Einsatz sei an der Grenze gewesen, „das weiß ich auch“, räumte Heidel ein, „aber er hat gesagt, es geht, und die Ärzte haben ihn freigegeben. Und wenn sich so ein Junge dann hinstellt und sich so reinhaut: Das brauchen wir.“
„Das macht einen Unterschied aus“
Bo Henriksen schwärmte ebenfalls in den höchsten Tönen von seinem Youngster, der in den bisherigen Partien nach der Winterpause dreimal von der Bank gekommen war und das in zwei Fällen nur für Kurz- und Kürzesteinsätze. „Das ist unglaublich“, sagte der Trainer, „Brajan ist 19 Jahre alt, hat eine wirklich schwere Verletzung erlitten, ist mit vielen Stichen genäht worden, und dann sagt er, dass er trotzdem spielen will. Das macht einen Unterschied zu anderen Spielern aus, wenn er so viel Mut beweist und mit so viel Power aufs Feld geht. Und dann zieht er nach zehn Minuten die Maske ab…“
Er sei sehr stolz auf Gruda, sagte Henriksen, „er hat alles gezeigt, was wir in diesem Verein brauchen. Wir müssen mutig sein und zusammenstehen. Es ist toll, wenn 19-jährige Kids solche Zeichen setzen – und außerdem hat er ein fantastisches Spiel gemacht.“
In der Tat war Gruda viel unterwegs, oft am Ball, und schien sich wegen der Naht, die vom rechten Auge bis zum Mund reichte, keine Gedanken zu machen. Millimeter fehlten ihm in der 38. Minute zu einem Assist – seine Vorlage nach einem Konter über die rechte Seite haute Jae-sung Lee an die Unterseite der Latte. Zu den vielen gelungen Aktionen gesellten sich freilich einige Szenen, in denen er das rechtzeitige Abspiel beziehungsweise die Gelegenheit zum eigenen Abschluss verpasste. Daran wird auch Henriksen noch mit ihm arbeiten müssen.