Vizemeister in spe
Mechtersheim. Dauerte ein Fußballspiel noch wie zu Zeiten Sepp Herbergers 90 Minuten, stünde der SV Gonsenheim seit diesem drittletzten Spieltag als Vizemeister der Oberliga RPS fest. Nach anderthalb Stunden führte der Tabellenzweite beim TuS Mechtersheim mit 1:0, und weil es in der für den Kampf um die Aufstiegsrunde ebenfalls wichtigen Begegnung des FK Pirmasens bei Eintracht Trier 2:2 stand, hätten sich die Mainzer uneinholbar abgesetzt.
Dann aber begann die Nachspielzeit, und die war noch keine zwei Minuten alt, da war es um die vorzeitige Entscheidung geschehen. Den Mechtersheimern gelang ein Treffer, „der sich weder im Laufe des Spiels noch in dieser Situation angedeutet hatte“, berichtete Anouar Ddaou. Genau betrachtet, habe es sich nicht mal um einen gefährlichen Abschluss gehandelt, aber nach einem Einwurf der Gastgeber tief in der Gonsenheimer Hälfte und einem Querpass an den Strafraum zog Maximilian Krämer ab.
„Eher aus Verzweiflung“, sagte der SVG-Trainer. „Aber der Schuss wurde abgefälscht, bekam eine ganz komische Flugkurve und senkte sich ins Tor. Was für ein Ei.“ Dessentwegen bleiben die Mainzer Vizemeister in spe.
Beim 1:0 passt alles
In der ersten Halbzeit hatte sich eine typische Mechtersheim-Partie entwickelt: „Kampf pur“ (Ddaou) auf einem schlechten Rasen. „Da war der Gegner noch gut im Spiel und hat uns von seinem Tor weggehalten.“ Nach der Pause änderte sich dies grundlegend. Ihre einzige Chance zur Führung vergaben die Pfälzer per Kopf nach einer Flanke auf den zweiten Pfosten – „ansonsten waren sie gar nicht mehr in Tornähe, und wir hätten das Spiel längst entscheiden können“.
Sowohl ein früheres 1:0 als auch später ein 2:0 waren nicht nur möglich, sondern Ddaous Spieler hätten sie machen müssen. Khaled Abou Daya erlöste die Kollegen in der 83. Minute nach einem sehenswerten Spielzug, eingeleitet von Torwart Paul Simon. Dessen langen Ball köpfte Enis Coric zu Jannik Ischdonat, der schnell auf Jan Vogel weiterleitete. Und dessen hohen Ball in Abou Daya Laufweg köpfte der Stürmer in den Winkel. „Da hat alles gepasst“, sagte der Trainer.
Unverändert gute Ausgangslage
Was nicht passte, war der so überraschende wie ärgerliche Ausgleich neun Minuten später. Trotzdem seien die Köpfe der Spieler schnell wieder hochgegangen. Warum auch nicht? Die Ausgangslage bleibt ja unverändert gut, aus den verbleibenden zwei Partien braucht der SVG maximal einen Punkt, um sich definitiv für die Aufstiegsrunde zu qualifizieren.
„Natürlich willst du eine solche Entscheidung schnellstmöglich herbeiführen“, sagte Ddaou, „aber wir befinden uns nach wie vor in der Situation, die wir uns in den vergangenen Monaten erarbeitet haben. Darauf können wir stolz sein, und jetzt müssen wir den Sack eben am nächsten Samstag in Dudenhofen zumachen.“