Der Tempomacher hatte mehr drauf
Mainz. Der Hase will gejagt werden, dann hört er irgendwann auf. So ist das zumindest bei den Tempomachern beim Marathon. Beim 15. Gutenberg-Marathon in Mainz gab es diesbezüglich zwar kein Novum, kurios war es trotzdem. Denn der Hase wollte nicht aufhören. Ganz im Gegenteil: Er zeigte der Konkurrenz die Pfoten und tat alles. Außer aufzuhören.
Einen Namen hat er auch, der Hase: Lazarus Too. Vereinbart war, dass der erst am Freitag nachverpflichtete Kenianer den Topfavoriten Beine macht. 28 Kilometer lang. Dann wäre sein Dienst beendet gewesen. Doch Lazarus Too wollte mehr und lief durch. Bis zum Ende, was sich für Too schließlich auch lohnte. Als Erster ging er über die Ziellinie. Weit vor den Favoriten, die er eigentlich ziehen sollte. „Ich habe ihm bei Kilometer 33 gesagt, dass er jetzt aufhören könnte, aber er hat nur gelächelt und gesagt, dass alles gut ist“, erzählte Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr. Und das war alles andere als geplant.
Vilisova ist die Schnellste
Ein ganz anderes Bild ergab sich bei den Frauen: Dort war erneut Tatiana Vilisova, die Siegerin von 2012, wie erwartet nicht zu bezwingen.
Das Sportwochenende in Mainz, mit dem Einzug der 05er in den Europapokal, dem Abschied Thomas Tuchels und dem Marathon: Es hatte es in sich. 7514 Läufer zählte die Stadt Mainz, die am Ende die Ziellinie überquerten, angesichts des nicht gerade einladenden Wetters durften die Organisatoren damit zufrieden sein.
Zumal der Marathon der Männer eine Überraschung parat hatte, mit der auf und an der Strecke niemand gerechnet hatte. „Ich war noch nicht müde“, sagte Too im Ziel. „Das war nicht geplant, aber ich fühlte mich gut. Da habe ich einfach weitergemacht.“ Einfach so. Einfach gut aber auch. „Es war ein guter Tag.“ Trotz Regen, Wind und Kälte: „Das war kein Problem für mich.“
Streckenrekord fiel nicht
Am Mainzer Streckenrekord konnte Too jedoch nicht rütteln. „Wenige Kilometer vor dem Ziel sah es noch danach aus“, sagte Bürgermeister Günter Beck. Doch das Wetter spielte ebenso wenig mit wie die Tatsache, dass die Läufer auf der ersten Hälfte der Strecke ein unglaublich hohes Tempo gegangen waren. Mit dem Tempomacher Too voran. „Bei den Durchgangszeiten habe ich schon mit den Ohren geschlackert“, gab Peterhanwahr zu. Den zweit- und drittplatzierten Äthiopiern Mamo Edeo und Yae Tadesse Dabi lief Too davon, Vorjahressieger Bane Tola konnte nicht kontern.
Der Äthiopier wollte in Mainz nicht nur seinen Titel verteidigen, er wollte auch den Streckenrekord brechen. Daraus wurde nichts. Dementsprechend enttäuscht war Tola über seinen am Ende nur fünften Platz: „Das war nicht gut. Nach 15 Kilometern wurden meine Beine schwer, es war zu nass und richtig kalt.“
Schwere Beine hatte auch Tatiana Vilisova. Völlig erschöpft kniete die zierliche Russin im Ziel und wollte eigentlich nur eines: eine Decke. „Das war extrem schwer und sehr kalt“, sagte die Vorjahressiegern. „Umso glücklicher bin ich, dass ich das Rennen gewinnen konnte.“ Und damit die Kenianerinnen Esther Wanjiru-Macharia und Salina Jebet deutlich hinter sich ließ. Dass auch dabei kein Streckenrekord erzielt wurde, trübte die Stimmung der Organisatoren nur wenig. „Hut ab vor jedem, der überhaupt das Rennen zu Ende gelaufen ist“, sagt Günter Beck. Der weiß Bescheid. Schließlich dreht auch er regelmäßig seine Runden.