Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 30.07.2018

„Er bleibt!“

TRAININGSLAGER IN BAD HÄRING (II): 05-Sportvorstand Rouven Schröder erteilt einem Wechsel Jean-Philippe Gbamins eine klare Absage – „ohne Wenn und Aber“. Trotz eines Angebots, das über dem 28-Millionen-Deal mit Abdou Diallo lag.
Rouven Schröder stellt klar: Jean-Philippe Gbamin bleibt beim FSV Mainz 05.
Rouven Schröder stellt klar: Jean-Philippe Gbamin bleibt beim FSV Mainz 05. | Peter H. Eisenhuth

Bad Häring. Zur Aufgabenbeschreibung von Rouven Schröder gehört es, Gerüchte über den Verkauf von Spielern so lange zu dementieren, bis die Geschäfte unter Dach und Fach sind. Eigene Leistungsträger für unverkäuflich zu erklären, mag obendrein dazu beitragen, die Transfersumme in die Höhe zu treiben. Im Fall von Abdou „gebenwirnichtab“ Diallo bescherte dies dem FSV Mainz 05 die Rekordeinnahme von 28 Millionen Euro.

Ob die Sache bei Jean-Philippe Gbamin anders gelagert ist? Hätte man in der Vereinsgeschichte nicht schon so viele definitive Aussagen gehört, die wenig später keine mehr waren, möchte man es beinahe glauben. Denn am Montagvormittag versicherte der Sportvorstand, es gebe „kein Wenn und kein Aber“, und das sei auch schon mit dem Management des Franzosen abgeklärt: „Er bleibt!“

Die Stellungnahme war nötig geworden, weil Gbamin am Sonntagabend überraschend wieder sein Interesse an einem Wechsel nach England kundgetan hatte, nachdem in dieser Hinsicht während der Sommerpause bereits ein Meinungsumschwung in die andere Richtung vonstattengegangen war. Am ersten Abend des Trainingslagers in Bad Häring sah es plötzlich wieder danach aus, als stünde Cheftrainer Sandro Schwarz demnächst ohne seinen wichtigsten Mann im zentralen Mittelfeld da.

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Lieber träumen als ohne Ehrgeiz

„Ich finde es grundsätzlich gar nicht schlimm, wenn ein Spieler sich so äußert“, kommentierte Schröder dies am rund 13 Stunden später. „Das zeigt, dass er sich mit seinem Profil, seinem Leben, seiner fußballerischen Karriere beschäftigt.“ Und dass Gbamin, der einen tollen Weg aus der zweiten französischen Liga zum Leistungsträger in der Bundesliga genommen habe, in seinem dritten Mainzer Jahr über den nächsten Schritt nachdenke, sei normal. „Wenn er stattdessen erzählt, er freue sich auf die nächsten zehn Jahre in Mainz, fragt ihr doch, was mit ihm los ist…“

Ihm seien Spieler, die Träume wie den von einem Topklub der Premier League hätten, lieber als solche, die keinen Ehrgeiz entwickelten. „Aber es muss auch passen.“ Und in diesem Fall passe es eben nicht, betonte der Manager. Mainz 05 habe den Anspruch, Bundesliga zu spielen, und das bedeute gleichzeitig, mit Führungsspielern weiterzumachen. „Da gehört Jean-Philippe absolut dazu. Wir brauchen ihn für die neue Saison, er ist eine feste Säule.“

Entscheidung liegt beim Verein

Das Schöne an dieser Angelegenheit sei, dass Gbamin sich nicht auf dem Markt befinde. Sein bis 2022 laufender Vertrag beinhalte keine Ausstiegsklausel, sprich: Die Entscheidung, den 22-Jährigen abzugeben oder nicht, liege alleine beim Verein. Gbamin habe ja auch schon eingelenkt. „Er hat gesagt, wenn es nicht mit einem Wechsel klappt, sei er auch nicht böse.“

Sandro Schwarz ist davon überzeugt, dass Gbamin dies nicht nur äußert, sondern auch umsetzen wird: „Er ist kein Streik-Profi“, sagte der Trainer am Montagmittag. „Er wird sich nicht hängenlassen.“

Und was, wenn aus England ein Mondangebot kommt? Schröder grinste. „Das ist schon gekommen. Aber wir haben klar und deutlich nein gesagt.“ Welcher Klub um Gbamin geworben hatte, mochte der Sportvorstand nicht preisgeben, auch nicht die Summe. Nur so viel: Sie lag über den 28 Millionen für Diallo.

Anders gelagert als bei Diallo

Dass der Innenverteidiger gehen durfte, der Mittelfeldmann aber bleiben muss, sei unter anderem eine positionsbezogene Entscheidung gewesen, erläuterte Rouven Schröder. Mit Moussa Niakhaté hätten er und Schwarz bereits einen Nachfolger im Blick gehabt, „und am Ende wurde der Druck bei Abdou so groß, dass wir das Ganze nicht anders bewerten konnten. Wir müssen bestimmte Dinge umsetzen, um den Kader umzustrukturieren“. Will heißen: Ohne lukrative Transfers kommt Mainz 05 nicht voran.

Einen Innenverteidiger zu finden, sei jedoch wesentlich einfacher, als einen Sechser an Land zu ziehen. Gerade für Mainz 05. „Und was nutzt uns das viele Geld, wenn wir es nicht einsetzen können?“

 

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